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Beitrag vom 06.12.2005
5 Jahre EXIT-Deutschland - eine Bilanz
Sarah Ross
Die von Ex-Kriminaloberrat Bernd Wagner, Anetta Kahane, Amadeu Antonio Stiftung, Ex-Nazi Ingo Hasselbach und dem "stern" gegründete Initiative hilft AussteigerInnen aus der rechtsradikalen Szene
Seit nunmehr fünf Jahren erfahren AussteigerInnen aus der rechtsradikalen Szene in Deutschland professionelle Hilfe. Die Initiative EXIT-Deutschland unterstützt diese Menschen dabei, sich selbst zu helfen und neue Perspektiven außerhalb der Neonazi-Szene zu entwickeln. Der Anstoß dazu kam im Jahr 2000 von den Initiatoren Bernd Wagner (Zentrum Demokratische Kultur), Anetta Kahane (Amadeu Antonio Stiftung), dem Neonazi-Aussteiger Ingo Hasselbach und dem Magazin stern. Heute zieht EXIT Bilanz und wagt einen Blick in die Zukunft.
Betroffene, die den Schritt wagen, aus dem Neonazi-Milieu auszusteigen, sind regelmäßig Drohungen ausgesetzt wie: "Ich krieg dich du sau du hast unsere gruppe verraden!" (dies ist eine Origianl-SMS). Um diesen Menschen zu helfen vermittelt EXIT Kontakte, gibt praktische Hilfe und geht auf Fragen von Sicherheit, Soziales und der persönlichen Aufarbeitung ein. Auch Menschen, die nur indirekt vom Rechtsradikalismus betroffen sind, wie Eltern und solche die sich für demokratische, menschenrechtliche Werte engagieren wollen, können sich an EXIT-Deutschland wenden. Die Initiative analysiert rechtsradikale Bestrebungen, klärt über rechtsradikale, demokratiefeindliche Bestrebungen auf, stellt Möglichkeiten demokratischen Handelns dar und berät Projekte und Institutionen. Allerdings ist es EXIT nicht möglich, ökonomische und soziale Absicherung für ehemalige Rechtsradikale anzubieten, und diese vor einer strafrechtlichen Verfolgung zu schützen.
Nach bereits fünf Jahren ist es nun an der Zeit eine erste Bilanz zu ziehen: Seit EXIT-Deutschland im Sommer 2000 die Arbeit aufgenommen hat, wurde 224 Personen bei ihrem Ausstieg aus der rechtsextremen Szene geholfen und 47 Personen werden gegenwärtig noch betreut. Davon befinden sich sieben Personen in JVAs und von allen Betroffenen, worunter sich auch mehrere Führungskader rechtsextremer Organisationen befinden, brachen nur sechs Personen ihren Ausstieg wieder ab. Da die AussteigerInnen überwiegend aus militanten Milieus kommen, bestehen besonders große Probleme im Bereich ihrer Sicherheit und der sozialen Integration. Vor allem aber ist es wichtig, den Betroffenen bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit zu helfen. Die Mühe, die EXIT aufbringt lohnt sich, denn bei öffentlichen Vorträgen und Workshops - auch in Strafanstalten - verdeutlichen AussteigerInnen, dass es Wege aus der Szene gibt, die gleichzeitig präventiv auf gefährdete Jugendliche einwirken.
Obwohl EXIT-Deutschland eine umfassende Unterstützung von Seiten der Amadeu Antonio Stiftung, der Freudenberg Stiftung und der stern-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt" erfährt, ist diese Arbeit ist stark gefährdet. Denn öffentlichen Förderprogrammen fehlt eine langfristige Zukunftsperspektive und die generelle Spendenbereitschaft zugunsten von Projekten gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus stark hat nachgelassen. Dabei geht es doch um die Verteidigung zentraler Werte dieser Gesellschaft: Menschenwürde und Demokratie.
Weitere Informationen zur Initiative finden Sie unter: www.exit-deutschland.de und www.amadeu-antonio-stiftung.de